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Tagung Ruanda.jpg

Totengedächtnis und Aufarbeitung

13. Mrz 2014

20 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda – Tagung in Wuppertal. Im April 2014 jährt sich der schreckliche Völkermord in Ruanda zum 20. Mal. Die mörderischen 100-Tage des Völkermordes und deren Folgen haben sich in das Gedächtnis eingebrannt.

Die juristische Bearbeitung ist auch nach dem Auslaufen des UN-Sondergerichts in Arusha bei weitem noch nicht abgeschlossen. Fragen der politischen und moralischen Verantwortung bleiben weiterhin offen. Fachleute aus Afrika, Europa und Deutschland diskutieren vom 20. bis 21. März in Wuppertal über die Geschehnisse von 1994 und die anschließenden Entwicklungen nicht nur in der ehemaligen deutschen Kolonie, sondern in der ganzen Region. Eingeladen hat zu der Tagung das Ökumenische Netz Zentralafrika (ÖNZ) in Zusammenarbeit mit der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). pax christi ist Gründungsmitglied des ÖNZ und arbeitet im Koordinationskreis mit.

"Die vielschichtigen Fragen der Verantwortung für das unvorstellbare Grauen stellen sich nicht nur in dem Land selbst, sondern auch hier in Deutschland, wie das nach wie vor aktuelle 'Detmolder Bekenntnis' zurecht deutlich macht", so Heinz Werner Wessler, Vertreter von pax christi im KoKreis ÖNZ. Im Rahmen der Tagung wird am Donnerstagabend auch der ÖNZ-Friedenspreis 2014 an die ruandische Organisation „Association Modeste et Innocent AMI “ übergeben. Die Laudatio hält Armin Laschet, Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag NRW. pax christi ist sowohl über die deutsche Sektion wie auch über Pax Christi International seit langem mit AMI solidarisch verbunden. Zuletzt fand im Februar eine Veranstaltung im Domforum Köln mit Beteiligung des Gründers von Ami statt, Laurien Ntezimana. AMI setzt sich seit vielen Jahren für Versöhnung und eine innergesellschaftliche Verständigung im Zuge des "Dritten Wegs" ein – zwischen einer restriktiven Regierung und einer teilweise radikalen Opposition im Ausland. In Ruanda leben Täter und Opfer sowie deren Nachkommen teilweise eng zusammen. Wie unter diesen Bedingungen echte Versöhnung möglich werden kann, ist nach wie vor eine offene Frage.

Im Laufe der letzten 20 Jahre wurde eine ganze Reihe von Ansätzen juristischer und gesellschaftlicher Aufarbeitung verfolgt. Wirtschaftlich hat sich Ruanda in den letzten Jahren erstaunlich gut entwickelt. Einzelne Gruppen fühlen sich jedoch marginalisiert und vom politischen Diskurs aus-geschlossen. Die Tagung bietet die Gelegenheit, die vielen Facetten der Versöhnungsarbeit in Politik und Gesellschaft aufzuzeigen und über die Folgen des Völkermords nachzudenken. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung werden unter anderem in einem Gottesdienst der Opfer des Völkermords gedenken. Vier Podien diskutieren außerdem die Aufarbeitungs- und Versöhnungsarbeit in Ruanda und die politischen Entwicklungen in der Region. Das Thema ist komplex: Die unterschiedlichen Akteure, wie die ruandische Regierung, die Zivilgesellschaft, Täter und Überlebende des Völkermords, stehen in vielfältigen Beziehungen zueinander. Konflikte sind unausweichlich, angesichts des großen politischen und persönlichen Spannungsfeldes, das der Völkermord erzeugt hat.